Lahr. Wie bei einem runden Geburtstag oft üblich, kommt Besuch aus unterschiedlichsten Regionen und Gegenden zum Jubilar und versucht das Fest mit eigenen Beiträgen zu bereichern. So könnte man das gemeinsame Programm, eine Kooperation der Stadtbücherei und der Volkshochschule Lahr, am besten verstehen, das unter dem Namen »Badischer Bahnhof« von Otmar Schnurr aus Ottenhöfen, Carsten Dittrich aus Oberkirch und Helmut Dold (de Hämme) aus Kuhbach vorgestellt wurde.
Ein bisschen Revolution von Hecker bis Preußen, ein wenig Satire, »pfurztrockene« und wirklich komisch wirkende Kommentare, dazwischen sehr gutes Trompetenspiel und Kasperletheater mündeten jedoch zeitweise in ein wildes Durcheinander auf der Bühne, was weder mit Lahr noch mit der Landesgeschichte zu tun hatte. Für die Einführung in den Abend hatte man die Stadtführerin Annemarie Friedrich-Kirn gewonnen, eine Antwort auf die Frage »Welche Bedeutung hat das junge Baden-Württemberg für Lahr?« zu finden.
Unterschied aufgedröselt
Im Gegensatz zum restlichen Abend und seinen Akteuren, die sich »Badisch« auf die Fahne geschrieben hatten, klärte Annemarie Friedrich-Kirn darüber auf, dass es laut Internet »Badisch« nicht gibt. »Allerhöchstens niederalemannisch oder eben des Lohrer Ditsch«, erläuterte sie. In diesem Sinne erzählte sie über ihren »besten Freund«, einen – im Gegensatz zu den Lohrern – freiwillig in Lahr Lebenden, der »anders tickt als ein Lohrer, Männli un Wibli«. Unterschiede und Gemeinsamkeiten wurden – natürlich im schönsten Lohrer Dialekt – aufgedröselt.
Weiter ging’s im Schweinsgalopp: Ein »Bruddliger« und ein Musiker wollten die Bahn in Richtung Freiburg benutzen und trafen in Offenburg am Badischen Bahnhof zusammen. Da kein Zug an Gleis 8 anhalten wollte, begannen sich die Männer zu unterhalten. Der eine verpasste seinen superwichtigen Termin, der andere einen nicht ganz so wichtigen Verwandtschaftsbesuch. Um sich die Zeit zu vertreiben, wurden Witze und Persönliches ausgetauscht, das Ausufernde des Musikers (de Hämme) vom Ruhig-Schmunzelnden des Bruddlers (Otmar Schnurr) ausgebremst. Als Dritter im Bunde der »von der Bahn auf Gleis 8 Sitzengelassenen« kam ein Puppenspieler (Carsten Dittrich) dazu, der seine Puppen schwäbische, preußische und badische Marotten ausleben ließ. Er überrumpelte sogar den Bruddler, »des Kasperletheater mitzumachen«, der sich anschließend dafür schämte. Seiner Einschätzung nach muss in der Kindheit vieles falsch gelaufen sein, wenn Erwachsene noch mit Puppen spielen. Otmar Schnurr erdete mit seinen kurzen, trockenen Kommentaren das Gewusel auf der Bühne: »Ich kann nidd mit Bubbe schbiele, du nidd päpere, aber die meine, wenn einer elder isch, geht er geischdig am Rollador!«
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