„Die Schönen und das Biest“: Benefizkonzert zugunsten des Jugendförderkreises im Bad Krozinger Kurhaus.

BAD KROZINGEN. Als feste Größe im Bad Krozinger Musikgeschehen hat sich „Moehrkes Music Factory“ bereits einen Namen gemacht: bei Auftritten vorwiegend im Litschgi-Keller, aber auch schon im großen Saal des Kurhauses. Dort fand nun das zweite Konzert vor großem Publikum statt mit dem Titel „Die Schönen und das Biest“ als Abwandlung eines durch Film und Musical bekanntgewordenen französischen Märchens. Wer sind die Schönen, wer das Biest? Die Antwort auf diese Frage durfte jeder für sich finden – und sie erübrigte sich aber eigentlich im Lauf des Samstagabends angesichts des mitreißenden musikalischen Feuerwerks, das die drei Akteure Claudia Moehrke, ihr Mann Philipp und der Dritte im Bunde, Helmut Dold, entfachten. Nach ihrem Erfolg 2011 an gleicher Stelle hatten sie nun zur Fortsetzung eingeladen unter dem Motto „Deutsche Jazz-Schlager und mehr“ – auf den ersten Blick ein überschaubares Genre, dem die drei Vollprofis aber zu ganz neuem Glanz verhalfen.

Sie waren tief eingetaucht in die Geschichte des Jazz selbst aus der Zeit, da er in Deutschland verpönt war, und hatten wahre Perlen zutage gefördert. Denn nichts als purer Swing ist das, was die junge Ilse Werner und ihre Mitstreiter in dem 1942 produzierten Film „Wir machen Musik“ zelebrierten; den Song gleichen Titels ließ nun Claudia Moehrke kongenial wieder lebendig werden. Nicht minder zündend und vielen Zuhörern noch im Ohr: „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine…“ oder „So ein Regenwurm hat’s gut“, ganz zu schweigen von dem heute als harmlos empfundenen „Haben Sie schon mal im Dunkeln geküsst“, mit dem Evelyn Künneke einst als Skandalnudel in die Musikgeschichte einging. Daran erinnerte Helmut Dold in seiner spritzigen Moderation, der ansonsten an der Trompete glänzte, ebenso wie Philipp Moehrke am Flügel. Dass er mit diesem Instrument geradezu verwachsen ist, bewies er eindrucksvoll den ganzen Abend über sowohl als Begleiter seiner beiden Partner als auch als Solist. Der Absolvent des renommierten Berklee College of Music/Boston und langjährige Dozent an den Jazz- und Rockschulen Freiburg ist in allen Musikrichtungen zuhause, wie er zwischendurch in einem fulminanten Medley aus Klassik und Unterhaltungsmusik bewies. Helmut Dold, vielen als „de Hämme“ und begnadeter Entertainer mit starkem Dialekteinschlag geläufig, überraschte einmal mehr mit der virtuosen Handhabung der Trompete, und das dank seiner soliden Ausbildung und langjährigen Erfahrung auch auf diesem Gebiet.

Sich und dem Publikum gönnte er an diesem Abend eine kleine Premiere mit seiner Interpretation des unvergessenen Schlagers „Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n“, frei nach Heinz Rühmann und umwerfend komisch. Und natürlich nutzte er die Gelegenheit, sein neuestes „Witzbüchle“ vorzustellen, aus dem er denn auch gleich zitierte und damit den Saal in heiterste Stimmung versetzte. Biest oder Schöne? Egal, Claudia Moehrke glänzte jedenfalls als strahlender Stern und Mittelpunkt. Ihr Stimmpotenzial ist schier unbegrenzt, ihr Repertoire ebenfalls. Ob lyrisch-zart, ob im Stil von Jazz, Chanson oder Rock und Pop – allen diesen Ausdrucksformen zeigt sich die Sängerin nicht nur souverän gewachsen, sondern sie weiß ihnen darüber hinaus ihre ganz eigene Färbung zu verleihen, unterstützt von einem attraktiven Erscheinungsbild und von entwaffnendem Humor, der im Übrigen dem gesamten Trio eigen ist und auch vor Selbstironie nicht Halt macht, wie die Auswahl der neueren Lieder bewies.

Der Erlös des Abends kam der Jugendarbeit Bad Krozingen zugute, insbesondere dem neuen Hort an der Max-Planck-Realschule, zu dessen Finanzierung der Jugendförderkreis beigetragen hat. Dessen Vorsitzender ist Lothar Moehrke, Vater des Pianisten und Leiters der Music Factory, der sich an diesem Abend zusammen mit seiner Familie über den großen Erfolg freute. Und von der ist in naher Zukunft allerhand zu erwarten, wie das ausgelegte Programmheft für die nächsten sechs Veranstaltungen im Litschgi-Keller verheißt.

Pressebericht aus der Badischen Zeitung vom 19. November 2014 von Anne Freyer