Helmut Dold alias de Hämme (Bild Judith Feuerer)Bühl (jure) – „Hier ist es fast so schön wie im Bitcher Land“ – ein größeres Kompliment hätten die „Zottel Kéniche“ aus Lothringen den Bühlern wohl kaum machen können. Es war mehr als nur die schöne Landschaft, die die Zwetschgenfestbesucher mit den Gästen verband (Foto: jure)

Es waren auch der Humor, die Freude an authentischer Musik und vor allem Sympathie, die am Sonntagmittag im Kulturzelt dafür sorgten, dass schnell Brücken zwischen den badischen Zuhörern und den lothringischen Musikern geschlagen wurden.

Von einer französischen Band zu sprechen, das hätte es wohl nicht getroffen. Die vier „Zottel Kéniche“ sind stolz darauf, aus dem Umland von Bitche zu kommen und dort ihre Mundart zu pflegen, die stark an den Saarländer Dialekt erinnert. Mit Wortwitz, Charme und hohem musikalischen Können präsentierten die Vollblutmusiker alte Volkslieder ihrer Heimat, die einst Pfarrer Louis Pinck sammelte. Durch den Einsatz zahlreicher Instrumente – auch eigener Kreationen – erlebten die Besucher einen außergewöhnlichen Power-Folk-Auftritt.

Die Gedanken des Quartetts trafen den Nerv der Zuhörer, die zustimmend nickten, wenn es hieß „Die Welt isch verrieckt. Seid ihr d’accord?“. Alles sei umgekehrt, alles gehe nur noch „hopphopp“. Auch die Probleme, die die Vier besingen, sind in Baden nicht anders. „Die Dorfwirtschaften sterben“ kündigten sie ein Lied „uffs Alte und uffs Neue an“. Kritische Töne, melancholische, aber vor allem viele föhliche Melodien brachten die Lothringer mit und bei dem an „Fürstenfeld“ erinnernden Heimwehsong „Schädelweh“, war auch das Publikum beim Singen gefordert.

Mundart – das ist auch die Spezialität von „De Hämme“, der sich am Abend im brechend vollen Kulturzelt feiern ließ und „uff gut badisch austeilte“. Das Ergebnis: eine Stunde Lachen, nahezu ohne auch nur ein „Muggeseggele Pause“. Atemholen ließ der Hämme (Helmut Dold) nicht zu. Schließlich ist sein erklärtes Ziel, die Menschen mit Liedern, Witzen und Geschichten aus „Kuhbach“ zum Lachen zu bringen. So erklärte er beispielsweise, warum die „Schelle Trude“ auch nach drei Männern noch Jungfrau ist: der letzte, ein Handwerker, hat immer nur gesagt: „Nächste Woch fange ma o“. Dank Mundart-Entertainer Dold wissen nun auch Nicht-Badner, dass „ä Chrischdkindle nichts mit Weihnachten zu tun hat“, sondern schlicht ein „XXL-Superdoftweichei“ bezeichnet.

Zwischen Wortkunde und Anekdoten der Kuhbacher streute der auch als Dixieland- und Swingtrompeter bekannte Lahrer seine Songs ein. Für die besten Frauen – natürlich Badnerinnen – gab’s ebenso einen Song wie für den legendären Schwartenmagen. Dem wortgewandten Hämme machte es sichtlich Freude, immer wieder sein Publikum einzubinden. Da waren die zwei Junggesellen in der ersten Reihe, die schon bald ob ihrer Schwätzerei die gelbe Karte sahen, die Dame, die beim Danksong für die Frauen klatschte („Gar nicht eingebildet!“) und schließlich noch viele Frauen, die er mit Kosenamen wie „mein Gemslein“ beglückte.

Zwei Zugaben forderten die Besucher, eine davon musste Hämmes Frau Diana Dold liefern, die ihren Lieblingswirt zum Besten gab. Und „de Hämme“? Er will nächstes Jahr wiederkommen zum Zwetschgenfest, zum tollen Publikum. Damit gilt für den Abend „Gsait isch gsait“ – für Nicht-Badener „Gesagt ist gesagt“.

Quelle Pressetext: Badisches Tagblatt Bühl Nr. 213, 15.09.2015 von jure, Bilder von Judith Feuerer