LAHR. Im Kulturkeller Koffer in Hugsweier bat „de Hämme “ zum musikalischen Lachmuskeltraining.

Haben Sie zufällig Freunde oder Verwandte, die des Alemannischen nicht mächtig sind? Kann ja mal vorkommen. Machen Sie das Beste daraus, indem Sie auch diesen armen Wesen die Chance geben, einmal einen echten Mundart-Abend zu erleben — am besten mit dem Hämme. Natürlich hat die BZ dieses pädagogisch wertvolle Konzept einer genauen Prüfung unterzogen — damit der Besuch auch wiederkommt. Das Experiment fand am Freitag im „Koffer“ in Hugsweier statt. Versuchskaninchen: Eine einzig und allein Hochdeutsch sprechende Praktikantin, die zugegeben ein wenig Angst vor diesem Abend hatte. Nicht ganz unberechtigt, denn de Hämme, also der Kuhbacher „Bürgermeister“ Helmut Dold, mischt sich nicht umsonst vor der Vorstellung und in der Pause unters Volk: Schließlich finden sich dort dankbare Opfer, die im Laufe des vergnüglichen Abends — und zur großen Freude des Publikums — immer wieder ins Programm eingebunden werden. Dabei sind die Späße vom Hämme jedoch immer dergestalt, dass auch die Opfer selbst darüber lachen können, an diesem Abend die Ortsvorsteher von Hugsweier und Kuhbach, Hansjakob Schweickhardt und Theo Benz, sowie besagte Praktikantin. Und in der Pause erkundigt sich de Hämme sogar fürsorglich, ob man denn etwas verstanden habe. Man hat. Überraschend gut sogar, um nicht zu sagen, fast alles. Denn wenn auch Mundart, so ist die Aussprache doch so klar und deutlich, dass auch Ni-gschmäckte de Hämme gut verstehen können — zumal er seine Geschichten mit aussagekräftiger Mimik und Gestik begleitet. Und das, was man versteht, führt auch bei Nicht-Badenern dazu, dass irgendwann die Lachmuskeln verkrampfen, weil sie gar nicht mehr zum Entspannen kommen. Es ist Entertainment pur, was de Hämme an diesem Abend seinem Publikum im „Koffer“ bietet. Leichte Kost, gemixt aus Geschichten aus dem Leben und den mal mehr, mal weniger liebens-, aber immer einen Lacher werten Marotten der Menschen. Und da diese überall gleich sind, ist das Programm – obgleich mit einer guten Portion Lokalkolorit versehen – auch für diejenigen verständlich, die nicht aus dem Ländle stammen. Das gilt auch für die Witze, die er wie nebenbei einstreut. Da stört es auch nicht, wenn man den ein oder anderen schon einmal gehört hat. Schon einmal gehört hat man, neben vielen Eigenkompositionen, auch einige der Lieder, die de Hämme zum besten gibt – zumindest deren Melodie. So zum Beispiel die Bitte eines Fußballfans an seine Frau: „Sei doch mal still, wenn i Fußball schaun will“ zu den Klängen von Blueberry Hill. Bei fast allen Stücken begleitet der studierte Musiker sich selbst auf der Trompete (das heißt, er singt und spielt abwechselnd, beides gleichzeitig schafft auch de Hämme noch nicht), unterstützt von „der besten Tontechnikerin der Welt, der fabelhaften Frau Dold“. Bei einem so kurzweiligen Programm kann auch die nigschmäckte Praktikantin nur urteilen: Scheen wars! (Mascha Schacht)

Badische Zeitung vom 26. Februar 2008