Michael Masson über den Fachvortrag „Der Witz“ von Helmut Dold im Kulturhaus Ringsheim
Es ist kein Witz: Wer letzten Sonntag Abend am Ringsheimer Rathaus vorüber schlenderte, hörte aus den offenen Fenstern des Sitzungssaales stundenlang schallendes Gelächter ins Freie tönen. Das konnte natürlich nicht vom ernsthaften Gemeinderat verursacht sein: Helmut Dold war Schuld daran! Der in der Region bestens bekannte Musiker und Entertainer, auch als „De Hämme“ auftretende Mundarthumorist aus Kuhbach, hatte sich nämlich auf die Einladung des Ringsheimer Kulturkreises vorgenommen, einen Vortrag zum Theme „Kann man Humor verstehen und wenn ja, warum nicht?“ zu halten. Klar, dass es dabei nicht bierernst zugehen konnte. Um Witze ging es eineinhalb Stunden lang, jene laut Brockhaus „kurzen, das Lachen erregende Erzählungen, die in einer Pointe enden“. Das althochdeutsche wizzi (Wissen, Verstand, Klugheit, Weisheit) ist der Namensgeber, aber erst im 19. Jahrhundert tauchte das auf, was Franzosen „esprit“ nennen, am besten mit „geistreich“ übersetzt. Dold, leidenschaftlicher Witzesammler und –erzähler, ließ das Publikum natürlich nicht ohne Beispiele davon kommen, rechtzeitig vorwarnend, dass es dabei auch mal derb zugehen kann. Etwa bei dem Wortwitz über die Herkunft eines ehelichen Vermögens: „Entweder hat er viel verdient und etwas zurück gelegt, oder sie hat sich etwas zurückgelegt und viel verdient!“ Wer die Pointe erfassen kann, freut sich über seine Klugheit und lacht darüber. Noch einer? Auf Mutters besorgte Frage, was die mit dem künftigen Schwiegersohn beim Waldspaziergang zurück gebliebene Tochter wohl mache, Vaters trockene Antwort: Nachkommen! Witze werden gerne in Kategorien eingeteilt, manche machen sogar eine Wissenschaft daraus. Dold berief sich auf zwei Fachbücher, gab Beispiele für Sprüche und Gedankenwitze, Über- und Untertreibungen, Anspielungen, bei denen der Zuhörer den Witz selbst vervollständigen muss. Nicht zu vergessen die Missverständnisse! Zum jungen Mann, der beim Vater um die Hand seiner Holden anhält: „Waren Sie schon bei meiner Frau?“ Der Antragsteller: „Ehrlich gesagt, ihre Tochter gefällt mir besser!“ Ob politische, religiöse, makabre Witze, solche über Blondinen oder Männer: Alles ist erlaubt – bloß lachen können muss man drüber. Das meinte auch der Bürgermeister und Kulturkreischef Heinrich Dixa, zu seiner Verblüffung als später hinzu Gekommener mit (abgesprochenem) donnerndem Applaus bedacht, natürlich ebenfalls gleich einen Witz beisteuernd. Und Tipps gab’s hintendran noch dazu: Witze sammeln, die einen selbst zum Lachen bringen, erst bei Freunden testen, dann den richtigen Zeitpunkt zum Erzählen abpassen. Klar natürlich: Die Pointe nicht vergessen! Das konnte Dold nicht geschehen. Dem Tränen lachenden Publikum – übrigens trotz warmen Frühlingswetters ein gutes halbes Hundert – erzählte er noch einige seiner Lieblingswitze als Zugabe. Wer die hier erfahren will: Pech gehabt, nächstes Mal zum Vortrag gehen! (Michael Masson)
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