„Kulinarisch-komödiantischer Abend im Gasthaus Pelzmühle.
ELZACH (gt). Er macht sich selbst die größte Freud, „Pelzmüllers Fritz“, wenn er und sein Sohn Frank, Chef der Küche, zum Mehrgangsmenü einladen und dazu als besondere Zugabe ein paar komödiantische oder auch ernstere Musiker, oder auch beides in einem, präsentieren, die dafür sorgen, dass neben dem kulinarischen auch der unterhaltsame, kulturelle Genuss nicht zu kurz kommt. So war es dieser Tage, als zum Abendmenü das badische Urvieh Helmut Dold, genannt und bekannt als „d’ Hämme vun Kuhbach“, in der Pelzmühle einkehrte, und trotz gesundheitlicher Hemmungen ein „granatenmäßiges Programm“ bot.
Und, „obwohl ihn hi’ und da die Muttersproch-G’sellschaft rügt, weil wir halt hier nun mal Alemannisch un’ nit Badisch schwätze’“, schwätzt „d’ Hämme“, vor allem wenn er „in sinem Element isch, grad wie ihm’s Mul g’wachse isch“. Ja, und dann hat Hämme sowas wie einen urbadischen Getti, den Zimmermann-Alfred, „seller vom See“, und dessen Gedichte, „die fast wie auf den Hämme zugeschriebe’ si’“. Wer nicht in der Pelzmühle war, hörte auch nicht, „dass Badner granateg’scheid si’“. Spätestens hier hatte de Hämme die Gäste allesamt auf seiner Seite, und das Haus war voll.
Doch dann passierte es, de Hämme wird vom Koch hereingelegt, noch vorm „Muggeseckele-Blues“ kündigt er das badische Kartoffelcremesüppchen an. „Lieber Hämme, bi uns daheim im untere Elztal het’s Herdepfelsuppe g’heiße und d’ Mutter hett uns schu gar nit mit Süppchen kumme derfe.“ Weil die erste Speise zum Träumen gut war und wegen dem tollen Blues mit deiner Trompete sei’s Dir verziehen. Beim Auftritt in der Pelzmühle ist d’ Hämme zum Spagat gezwungen – Gaststätte und Nebenzimmer, die Gäste sollen alle das selbe mitkriegen. Er schafft es vorzüglich, obwohl er im Wirtsraum hie und da mit widerspenstigen Stammgästen zu kämpfen hat, dass er diesen Nebenschauplatz kurzerhand ins Programm mitbaut. Er kann in jeder Situation im Notfall auf seine Witzbücher zurückgreifen, wo er für Alltägliches und oft auch fürs Leben passende Zotten bereithält.
Und mitten im Dialog mit den Gästen, die er sich damit richtig warmhält, kommt trotz gefüllter Kalbsbrust urplötzlich „d’ Wurschdsalat-Song“, und bringt die Bude zum Beben. Zwischenrein wieder Neuigkeiten aus Kuhbach, wo Feuerwehrkommandant „d’ Kommerer-Sepp“ bei der Schmiederbäuerin auf Haussammlung ist, die „schnelle Trude“ in die Wechseljahre kumme isch und „d’ Zimmermann-Karli immer noch bi sinere Frau isch“. Für die, die es immer noch nicht glauben: „I bin d’ Hämme vun Kuhbach, ä badische Bue und des von Kopf bis Schue!“, gesungen und vor allem auch theatralisch vorgetragen vum Hämme.
Zu seiner Mimik: Je später der Abend, umso mehr kann man merken, wie sehr ihm’ s selbst gefällt. Gerhard Jungs „Jägergedicht“ wird gekrönt vom „Erwin der Jagdhornbläser“. „Gehen di noch miteinander“ (ein Wortspiel von Stefan Pflaum), der Autor würde sich die Schenkel klopfen, wenn er den Vortrag erlebt hätte. Er hätte noch mehrere Stunden Programm auf Lager, endete aber passend. „O, Sache gibt’s“, würdigte zu Recht Koch Frank Herr für die kulinarischen Leckerbissen und sein ganzes Team für den Service.
Wie dankten es die Gäste? Speziell für den Künstler und das Wirtschaftsteam wurde, wie sollte es auch anders sein, das „Badnerlied“ mit voller Inbrunst geschmettert.
Pressebericht aus der Badischen Zeitung vom 15.04.2015 von Roland Gutjahr
Hinterlasse einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar schreiben zu können.