„De Hämme“ aus Kuhbach sorgte mit seinem unwiderstehlichen Programm für Stimmung beim Alemannentag in Wittnau.

Beim Alemannentag (von links): Wittnaus Bürgermeister Enrico Penthin, Jürgen Hirnschal (Regierungspräsidium), „de Hämme“ (Helmut Dold), Erich Birkle (Landesausschuss für Heimatpflege) sowie Susanne Kreuser | Foto: Anne Frey

Wie viel Spaß Heimatpflege machen kann, zeigte sich wieder einmal beim Wittnauer Alemannentag, der traditionsgemäß in der Hirschenscheuer gefeiert wurde. Zur Eröffnung des festlichen Abends erfreute die Trachtengruppe Wittnau in ihren schmucken Trachten, begleitet von Akkordeonklängen, mit traditionellen Rundtänzen im Polka- und Walzerrhythmus vor der Scheune das zahlreich erschienene Publikum , darunter viele Ehrengäste. „D’Sunne schiint, de SC hät gwunne“ – mit dieser guten Nachricht stimmte Wittnau Bürgermeister Enrico Penthin, auch er in Tracht, in seiner Begrüßung die Festgesellschaft auf den heiteren Abend ein. „Heute wollen wir unbeschwert feiern und genießen“, rief er in den Saal und fand damit die volle Zustimmung der Gäste, unter ihnen Abgeordnete der benachbarten Trachten- und Heimatpflegevereine, so der Vorsitzende des Landesausschusses für Heimatpflege, Erich Birkle, und der „Altpräsi“ der Muettersproch-gsellschaft, Klaus Poppen, sowie Wiltrud Pfunder und Bernhard Golschmidt, die beide schon bei Alemannentagen aufgetreten waren. Als Vertreterin der Trachtengruppe Lehen war Sigrun Löwisch gekommen. Penthin dankte den beiden Vertretern des Hauptsponsors Sparkasse, Albert Schultis und Gerhard Lederer, für die großzügige Unterstützung, „ohne die diese Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre.“ Mit von der Partie war auch in diesem Jahr wieder Regierungspräsident a. D. Sven von Ungern-Sternberg, seit Jahren treuer Gast beim Alemannentag.

Als Vertreter des Regierungspräsidiums war Jürgen Hirnschal gekommen, Leiter des Referats „mit dem längsten Namen im Amt“, wie er sagte, abgekürzt auf „Referat für kulturelle und soziale Infrastruktur“. Er überbrachte die besten Wünsche des aktuellen Regierungspräsidenten Julian Würtenberger sowie die mit viel Applaus aufgenommene Kunde, dass Fördergelder für die Pflege von Brauchtum und Heimat von der neuen Landesregierung auch weiterhin gewährt werden, ebenso wie die Mittel für zehn Kindergartenplätze in Wittnau und damit „für weitere junge Alemannen“. Nach einigen humorvollen Gedichten und Anekdoten in waschechtem Alemannisch, vorgetragen von Manfred Steffe und Susanne Kreusel, Vorsitzende der Trachtengruppe Wittnau, sowie ihres Sohnes Alexander, leitete Erich Birkle zum Stargast über, der in diesem Jahr für den Abend hatte gewonnen werden können: Helmut Dold aus Lahr-Kuhbach, genannt „de Hämme“, bekannt für unwiderstehliche Komik und große Musikalität, wo immer er auftaucht.

Uneingeschränkte Bewunderung für den Musikvirtuosen

Diesem Ruf wurde das Energiebündel auch in Wittnau gerecht mit seiner Mischung aus Bodenständigkeit und Weltläufigkeit. Denn sein Markenzeichen ist nicht nur das Badische in Sprache und Erscheinung, sondern die virtuose Beherrschung verschiedener Instrumente und der Einsatz einer konzertreifen Stimme. Wenn er sich auslässt über seine lieben Landsleute im allgemeinen und die Kuhbacher im besonderen, wobei er mit Selbstironie nicht spart, deckt er so manche menschliche Schwäche auf, verrät aber auch seine große und unerschütterliche Liebe zum „Badnerland“, dem er mit seinen Anleihen bei Jazz und Swing, bei Interpreten wie Elvis Presley und Henry Salvador ganz neue und frische Schattierungen zu verpassen versteht. Die Texte – in Alemannisch, versteht sich, – verfasst er alle selbst, abgesehen von Zitaten seiner großen Vorbilder und Kollegen Gerhard Jung, Alfred Heizmann und Stefan Pflaum.

Breiten Raum im Programm nimmt die Klage über das Verschwinden traditioneller Gasthäuser ein, noch breiteren aber das des Wurstsalats, weshalb er denn auch zum Eintritt in seinen Verein „Rettet den Wurstsalat e. V.“ einlud. Der Beifall seiner Zuhörer war ihm da mehr als gewiss, uneingeschränkte Bewunderung aber für seine Handhabung verschiedener Trompeten und vor allem des Jagdhorns, dem er mit einem wunderbaren Blues nie gekannte Töne und atemberaubend rasche Tonfolgen zu entlocken wusste.

Die Hirschenleitung war übrigens flexibel genug, dem Künstler abweichend von der Speisenfolge einen zünftigen Wurstsalat zu servieren – es ist also doch noch nicht alles verloren in der badischen Gastronomie.

Quelle: Badische Zeitung vom 04.10.2011 von Anne Frey