Badisches Gesamtkunstwerk

Grenzenlos: Otmar Schnurr, Helmut Dold und Carsten Dittrich.

Jeder für sich stellt schon was dar: Mundarterzähler, Trompeter und Puppenspieler. An diesem Abend, das Grenzenlos-Festival Freiburg ist erstmals zu Gast in der Rainhof-Scheune in Kirchzarten-Burg, stehen sie gemeinsam auf der Bühne und bilden ein badisches Gesamtkunstwerk: Otmar Schnurr, Helmut Dold und Carsten Dittrich. Jeder tut, was er am besten kann – aber gemeinsam macht’s dreifach Spaß.

Spaß hat auch das 150-köpfige Publikum, das, so darf man getrost vermuten, überwiegend aus Einheimischen besteht. Ohne Probleme kann es dem alemannischen Witz folgen, der nicht selten auf Kosten der Schwaben geht, kann das Badner Lied mitsingen, findet sich zudem geografisch in Ottenhöfen im Achertal (der Heimat Schnurrs) oder Kuhbach (da kommt Dold her) zurecht.

Um dem gemeinsamen Abend einen Rahmen zu geben, treffen sich Schnurr, Dold und Dittrich auf Gleis 8 des Offenburger Hauptbahnhofs. Sie alle wollen nach Freiburg fahren – Schnurr, weil er Verwandte seiner Frau besuchen soll, Dold und Dittrich, weil sie berufliche Termine haben –, doch der Zug lässt auf sich warten. Die Zeit vertreiben sich die Künstler mit Geschichten erzählen, Trompete spielen, die Puppen tanzen lassen. Schnurrs Witz ist lakonisch und spöttisch, doch seine Geschichten aus der badischen Heimat – vom Vereinsabend oder dem Besuch des Austauschschülers – sind sehr gut beobachtet und pointenreich erzählt. Von ganz anderem Temperament ist Helmut Dold, der die kleine Bühne mit ausladenden Bewegungen, begeisterter Stimme und jazzigen Tönen seiner Trompete füllt. Enorm wandlungsfähig zeigt sich der Oberkircher Dittrich, der seine Puppen zauberhaft leichthändig zum Leben erweckt und mit ihnen Szenen aus der beschaulichen Welt des Badeners und des Schwaben nachspielt. Feiner Witz und feine Ironie zeichnen alle drei Künstler aus, die – weil der Zug nach Freiburg nun definitiv ausfällt – ihre Show im Shuttlebus der Deutschen Bahn fortsetzen wollen…

Quelle: Badische Zeitung vom 31.01.2013 von Heidi Ossenberg